Geschichte
Prag ist ein einzigartiger Komplex voller Denkmäler, der, hoch über der Stadt, von der Prager Burg überragt wird, die übrigens ein Aushängeschild aller Kunstrichtungen und –stile ist. Der historische Stadtkern erstreckt sich an beiden Moldauufern und besteht aus 6 Teilen, ehemaligen eigenständigen Städten, die im 18. Jahrhundert zusammengeschlossen wurden: Die Altstadt, Josefov (der erhaltene Teil der ehemaligen Judenstadt – heute ein Teil der Altstadt), die Neustadt, die Kleinseite, Hradčany und Vyšehrad. Hier finden sich auch die meisten historischen und als Denkmäler geltenden Objekte, Museen und Galerien.
Entstehung der Stadt
Ruhm, der bis zu den Sternen reichen werde, so lautet einer alten tschechischen Legende nach die Prophezeiung der sagenhaften Fürstin Libussa (Libuše) für Prag, die auch die Lage nannte, wo sich die zukünftige Stadt erstrecken werde. Historiker datieren die Anfänge der Besiedlung des heutigen Prags in die jüngere Steinzeit. Die tatsächliche Geschichte jedoch ist eng mit der Prager Burg, dem Sitz böhmischer Regenten, verbunden, deren Grundstein im Jahre 870 gelegt wurde.
Bedeutende Epochen in der Vergangenheit
Eine wahre Blütezeit erlebte die Stadt in der ersten Hälfte des14. Jahrhunderts, als der böhmische König und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation Karl IV. Prag zu seinem repräsentativen Kaisersitz und der Reichshauptstadt machte. Eine weitere bedeutende Periode in der Geschichte Prags ist das Ende des 16. Jahrhunderts. Unter der Herrschaft des bedeutenden böhmischen Regenten, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Rudolf II. von Habsburg, wurde die böhmische Metropole zum Mittelpunkt des politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Lebens Mitteleuropas.
Zeitgeschichte
Im Jahre 1918, nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, wurde Prag zur Hauptstadt eines neuen Staats – der Tschechoslowakischen Republik – proklamiert. Im Jahre 1939 wurde Prag als Hauptstadt eines neuen Protektorates Böhmen und Mähren. Zuvor hatte der Diktator Hitler seine Truppen in das Land und in die Stadt geschickt. In diesem Jahr lebten etwa 120.000 Juden in den böhmischen Ländern, viele davon in Prag. Das Hitler-Regime ließ hiervon etwa 78.000 ermorden.
Als zum Ende des zweiten Weltkrieges am 1. Mai 1945 in Prag die Nachricht vom Selbstmord Hitlers bekannt wurde, wurde die aus Berlin angeordnete dreitägige Trauerbeflaggung noch ohne Widerstand durchgeführt. Erst als russische Truppen sich dem Stadtgebiet näherten kam es am Nachmittag des 4. Mai in der Stadt zu einem Aufstand Prager Bürger und zu Barrikadenkämpfen. Am 9. Mai erreichten russische Truppen des Generals Wlassow die Stadt und konnten so die Aufständischen unterstützen. Die Rote Armee konnte Prag nach heftiger Gegenwehr schließlich einnehmen. Auf Anordnung des sowjetischen Diktators Stalins wurden viele Angehörige der Prager Einheiten der Wlassow-Armee ebenso wie Wlassow selbst inhaftiert.
Unmittelbar nach Kriegsende im Mai 1945 wurden die Prager Deutschen fast ausnahmslos vertrieben. Viele von ihnen wurden zunächst interniert, etwa 5.000 wurden umgebracht. 1945 wurden auch die in Prag ansässigen Ungarn enteignet und bis 1947 zum Teil nach Ungarn vertrieben bzw. zwangsausgesiedelt. Danach geriet Prag unter ein kommunistisches Regime.
Das ganze 20. Jahrhundert hindurch behielt Prag den Rang einer europäischen Metropole. Dem konnten weder die deutsche noch die sowjetische Besetzung oder der autoritäre Kommunismus sowjetischer Prägung etwas anhaben. Während des Prager Frühlings 1968 wurde auf friedliche Weise versucht, den vorherrschenden autoritären Sozialismus (roten Faschismus) durch einen Sozialismus mit menschlichem Antlitz zu ersetzen. Dies wurde von Truppen des Warschauer Pakts mit Waffengewalt niedergeschlagen.
1989 war Prag Schauplatz der sogenannten Samtenen Revolution, die das Ende des sozialistischen Regimes in der damaligen Tschechoslowakei bedeutete. Zudem haben die Ereignisse in der bundesdeutschen Prager Botschaft, als Zufluchtsort von Flüchtlingen aus der DDR, gesamtdeutsche Geschichte geschrieben.
Name der Stadt
Der Name der Burg und später der gesamten Stadt leitet sich ersten böhmischen Chronisten zufolge von den Schwellen (tsch. prah) an der Moldau ab, über welche das Wasser tosend in die Tiefe stürzte. Daneben gibt es noch weitere Theorien, insbesondere aus der Gegenwart, bisher haben sich diese jedoch nicht durchsetzen können.