Kino in der Tschechischen Republik
Es war im Jahre 1932 als das tschechische Kino mit der Veröffentlichung des Films “Ekstase” mit einer jugendlich frischen Hedy Lamarr, die nackt badet, weltbekannt wurde. In den nachfolgenden Jahrzehnten fanden nur eine kleine Anzahl tschechischer Filmen, wie “Die Erfindung des Verderbens” (1958) von Karel Zeman, internationale Anerkennung.
Dies alles änderte sich nach der Tschechischen Neuen Welle von 1963 bis 1968, die das Erscheinen von Ivan Passer, Jiří Menzel und Miloš Forman auf der Weltbühne sah.
Im Jahre 1967 gewann Menzels Film “Liebe nach Fahrplan” einen Oscar, allerdings hemmte die russische Invasion von 1968 die Kreativität und es sollte weitere 30 Jahre dauern, bis sich die Situation wieder verbesserte.
Nach 1989 war eine Gruppe aufstrebender Filmproduzenten, die sich “Velvet Generation” nannte, mit Filmen wie “Einzelgänger”, “Kolja” und “Wir müssen zusammenhalten”, der für einen Oscar nominiert wurde, für das Neuentfachen der weltweiten Attraktivität tschechischer Filme verantwortlich. Filme wie “Pusinky” von Karin Babinski und “Václav” von Jiří Vejdelek wurden von Kritikern, Festivalpreisjurys und dem Publikum gelobt, ebenso Filme wie “Beauty in Trouble” von Jan Hřebejk und “Die Jahreszeit des Glücks” von Bohdan Slama, die beides Filme, die von der Charakter-Darstellung leben. Diese Filme laufen in heimischen Arthouse-Kinos und ziehen eine exklusive aber leidenschaftliche Fangemeinde aus Übersee an.
Die tschechische Filmemacherin und Dramatikerin Alice Nellis erhielt weitverbreitete Anerkennung für ihre einzigartigen Geschichten über das Familienleben und die unverwechselbare Art und Weise, wie die Veränderungen nach 1989 dieses beeinflusst haben.
Sie gewann kürzlich den Hauptpreis in der tschechischen Filmindustrie, den Golden Kingfisher, für ihren fantastischen Film “Little Girl Blue”, der von der Geschichte eines albtraumhaften Tages für eine Hausfrau und Mutter aus Prag handelt, die geglaubt hat, alles zu haben.
Erfolgsgeschichten wie diese waren allerdings selten und die Leute in der Filmindustrie waren der Ansicht, dass es einer solchen Voraussetzung auch nicht bedarf.
Wie viele Zuschauer auf der Welt sind auch tschechische Filmfans begeistert, sich selbst auf der großen Leinwand zu erleben, weshalb inländische Film nicht mehr anstreben müssen, als im Fernsehen ausgestrahlt zu werden, um eine lohnenswerte Rendite zu erzielen. Nehmen Sie Produktionen wie “Gympl” von Tomáš Vorel, ein Potboiler in einer höheren Schule, oder “Bestiá”, eine Untersuchung reicher Prager Bürger und deren Alltag und Hobbys.
Bilder von Prag erscheinen kontinuierlich in der westlichen Filmszene, wenngleich weniger teuere, weiter östlich gelegene Schauplätze in jüngster Zeit einiges an Leinwandzeit erhalten. Der Film Casino Royale aus dem Jahre 2006 rückte Prag so richtig ins Blickfeld. Die Filme, die folgten, waren fast ausnahmslos Low-Budget-Filme, die es schafften, die gleiche Wirkung wie Konkurrenten mit einem wesentlich höheren Budget zu erzielen: „“Noch einmal Ferien”, “Hostel”, “The Illusionist – Nichts ist wie es scheint” und “Hannibal Rising – Wie alles begann”.
Es gibt jedoch noch ein weiteres Element des Filmemachens in Prag: Der Status, dem sich Filmemacher von Filmen wie “G.I. Joe”, “Prinz Kaspian” und “Wanted” erfreuen, die dazu tendieren, die Barrandov-Studios in der Stadt monatelang ohne Unterbrechung in Anspruch zu nehmen. Dies ist ironischerweise etwas, was sich die tschechischen Filmemacher nicht leisten können.
Filmfestivals
Internationale Filmfestival Karlsbad
Das größte Filmfestival, das in der Tschechischen Republik stattfindet, ist das Internationale Filmfestival Karlsbad. Das prächtige Heilbad ist stets Ende Juni Anfang Juli ein paar Tage lang im Festivalrausch. Auf der Kurkolonnade können Sie Filmstars begegnen, aber vor allem Massen von begeisterten Kinobesuchern, die für ein paar Tage angereist sind, um die Atmosphäre des Festivals zu genießen. Die Vorführungen laufen in den Sälen der Kurhotels und den Kinos der Stadt.
One World
Einzigartige Filme und eine besondere Atmosphäre bieten gleich mehrere Filmfestivals, die im Laufe des Jahres mitten in Prag ablaufen. Das Festival One World setzt den Schwerpunkt auf Dokumentarfilme über Menschenrechte und bringt mitreißende, bisweilen schockierende Zeugnisse darüber, wie jene leben, deren Rechte verletzt werden oder die sich in einer schwierigen Lage befinden. Viele Filme sind investigative Expeditionen, bei denen die Filmleute ihr Leben aufs Spiel setzen, aber von dem Wunsch vorangetrieben werden, der Welt über das Unrecht zu berichten. Vielleicht werden Sie ganz überrascht feststellen, dass sich so manche „krasse“ Geschichte nicht nur in weit entfernten Ländern abspielt, sondern möglicherweise gleich nebenan.
Febiofest
Aus dem Febiofest, einem unabhängigen Festival für Fans, hat sich im Laufe seines zwanzigjährigen Bestehens eine große internationale Schau entwickelt. In den letzten Jahren präsentierten hier gar Regisseure wie Roman Polanski oder auch Tom Twyker ihre Filme. Das Festival bringt das Beste aus dem internationalen Schaffen des vergangenen Jahres, Retrospektiven und Profile von Filmemachern und entdeckt neue Territorien und unbekannte Talente. Dennoch haben die Veranstalter nicht das ursprüngliche Ziel und Profil des Festivals aus den Augen verloren: alles für den Zuschauer. Kommen Sie und überzeugen Sie sich selbst!