Kroměříž

Die Altstadt von Kroměříž, 64 km von der mährischen Stadt Brünn entfernt gelegen, wurde während des 30-jährigen Krieges praktisch zerstört. Nur ein Turm des erzbischöflichen Schlosses im Renaissance-Stil blieb erhalten. Die Fürstbischöfe von Olmütz bauten es ab 1686 im großen Stil wieder auf. Sie bauten nicht nur ein palastartiges Haus, sie legten auch einige attraktive italienische Gärten an, welche alle noch heute erhalten sind, wie auch die wunderbare Schloss-Galerie. Selbst für ein Land, das so viele Paläste besitzt, ist dieser Palast in Bezug auf seinen Reichtum und seinen Prunk praktisch unvergleichlich.

Im Jahr 1997 wurde es zur schönsten historischen Stadt der Tschechischen Republik erklärt, ein Jahr später nahm man das hiesige Erzbischöfliche Schloss zusammen mit dem Blumengarten und dem Unteren Schlossgarten in die Weltkulturerbeliste der UNESCO auf. Jahr für Jahr ist Kroměříž Schauplatz zahlreicher Musikfestivals, Kongresse und Konferenzen.

Der gegenwärtige Komplex, der genau nördlich des Hauptplatzes steht, wurde von Fürstbischof Karl Eusebius von Liechtenstein-Kastelkorn fast vollständig rekonstruiert. Er stellte die italienischen Architekten Giovanni Tencalla und Filiberto Lucchese ein, um die Pläne für seinen Palast zu entwerfen. Ihre Pläne waren in einem ziemlich imposanten frühbarocken Stil. Handwerker aus Italien, einschließlich Baltasare Fontana, waren für die Innendekoration verantwortlich und sie führten die Stuckarbeiten aus. Der Fürstbischof gründete auch eine Hofkapelle.

Die einzige Möglichkeit, den Palast zu sehen, ist mittels einer Führung, die 90 Minuten dauert. Außerdem gibt es eine Tour, die Sie auf das Dach des hohen Turmes führt, obwohl dies nicht so interessant ist. Im Jahre 1752 zerstörte ein Feuer den ursprünglichen Innenbereich und die Künstler, die engagiert wurden, um den Schaden zu beheben, waren Josef Stern und Franz Anton Maulbertsch. Das farbenfrohe Erscheinungsbild von Sterns Fresken, die auf dem Parnass basieren, der ein heiliger Berg in Griechenland ist, steht in starkem Kontrast zu dem düsteren Äußeren des Palastes. Während der 1770er Jahre wurde der Sněmovní sál (Sitzungssaal) von dem Künstler František von Freenthal aufwendig dekoriert.

Die spektakuläre Bibliothek beherbergt über 50.000 Bände sowie eine Globus-Sammlung und ein umfassendes Musikarchiv, wie Partituren von Haydn und Mozart. Eine Medaillen- und Münzsammlung repräsentiert die Münzanstalt, die in Kroměříž von 1613 bis 1760 existierte. Während der Führung werden Sie auch den Thronsaal, den Audienzsaal und den Jagdsaal sehen. Der Zarensalon, wo sich Zar Alexander III. und Kaiser Franz Josef I. im Jahre 1885 trafen, ist ebenfalls vorhanden.

Sie benötigen ein separates Ticket für den Besuch der Bildergalerie. Diese befindet sich in der zweiten Etage des Palastes, die sie ohne Führung besuchen können. Diese Kunstsammlung, die größte in der Tschechischen Republik außerhalb von Prag, wurde mit den Akquisitionen von Karl von Liechtenstein geschaffen, der auf geschickte Art zusätzliche private Sammlungen erwarb. Zu den Meisterwerken der Galerie gehören religiöse Werke von Lucas Cranach dem Älteren, dem Meister von Kroměříž. Die Gemälde aus Italien umfassen die fragmentarischen “Apostel” von Veronesé, einen Zyklus, geschaffen von Jacopo Bassano, über die Geschichte von Noah, und ein Meisterwerk von Tizian aus dem Jahre 1571, “Die Schindung des Marsyas” (durch Apoll). Dies ist eine beunruhigende und grüblerische Darstellung der makabren Szene. Außerdem gibt es Werke von Pieter und Jan Breughel sowie ein zartes Doppelporträt von Anthony van Dyck, das vom König von England, Karl dem I., und seiner Frau Henrietta in Auftrag gegeben wurde.

Malerischen Gärten säumen den Palast und reichen bis zu den Moravia-Flussufern. In diesen Gärten sind zahlreiche Wasserwege und Seen angelegt. Zu den Attraktionen gehören eine Voliere, eine Menagerie und ein chinesischer Pavillon.

Um den übrigen Teil vom Kroměříž zu sehen, gehen Sie zurück zum Velké náměstí (Hauptplatz). Von dort führt Sie die Jánská zu der barocken gewundenen Kirche Kostel sv Jana Křtitele (Johannes der Täufer). Die Jánska selbst enthält Residenzen für Kirchenbeamte. Schlendern Sie von der Piaristenkirche Johannes der Täufer die Pilarova hinauf zur Chrám sv Mořice (St.-Mauritius-Kirche) aus dem dreizehnten Jahrhundert. Obwohl diese zu den wenigen mittelalterlichen Gebäuden in der Stadt gehört, die noch erhalten sind, ist das Innere der Kirche etwas glanzlos. Das jüdische Rathaus, Moravcova 9, ist das einzige erhaltene Beispiel außerhalb von Prag.

Anreise: Nehmen Sie den Bus von einem der großen Busbahnhöfe in Prag oder Brünn. Sie können aber auch den Zug von Brünn nehmen und in Kojetín umsteigen.

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